Jahresbericht 2014
Das Institut für Qualitative Forschung dient der Förderung, Verbreitung und Weiterentwicklung qualitativer Methoden in Forschung und Lehre durch Information, Dokumentation, Ressourcenbereitstellung sowie Beratung, Weiterbildung und Vernetzung von qualitativ Forschenden. Im Berichtsjahr 2014 wurden diese Tätigkeitsbereiche fortgeführt und weiter ausgebaut.
Tätigkeitsbereich I: Workshops, Methodenberatung, Forschungssupervision
Im seit 2011 bestehenden institutseigenen Workshopprogramm wurden die Workshops „Einführung in die qualitative Sozialforschung“, „Reflexive Grounded-Theory-Methodologie“, „Qualitative Evaluationsforschung“, „Qualitative Interviews – Theorie und Praxis“, „Konversationsanalyse“ und „Systematische Metaphernanalyse“ ausgerichtet. Zudem wurden auch 2014 wieder auf der Basis des seit 2005 bestehenden Kooperationsvertrags mit GESIS-Leibniz-Institut für Sozialwissenschaften vier Angebote (je zweimal „Qualitative Interviews – Theorie und Praxis“ und „Grounded-Theory-Methodologie“) im Rahmen des GESIS-Workshopprogramms aufgenommen.
Zusätzlich wurden Workshops, Methodenberatungen und Forschungssupervisionen von externen Forschungseinrichtungen angefragt und vor Ort durchgeführt. 2014 gehörten dazu: die Graduate School of East Asian Studies (GEAS) an der Freien Universität Berlin; der NRW-Forschungsverbund Rehabilitationswissenschaften an der Universität Bielefeld; die Qualitative Forschungswerkstatt des Instituts für Public Health und Pflegeforschung (IPP), Universität Bremen; die Graduiertenakademie der Technischen Universität Dresden; der Douglas-Stiftungslehrstuhl für Dienstleistungsmanagement, FernUniversität Hagen; das Germanistisches Institut der Universität Münster; das Kasseler Internationales Graduiertenzentrum Gesellschaftswissenschaften (KIGG) der Universität Kassel; die Graduiertenschule für Gesellschafts- und Geisteswissenschaften der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg sowie das Graduiertenzentrum der Universität Passau.
Ferner beteiligte sich das IQF am 3. Schweizer Methodenfestival in Basel.
Tätigkeitsbereich II: Ressourcen und Netzwerkbildung
Zu Open Access – dem freien Zugang zu wissenschaftlichem Wissen – hat sich das IQF durch Herausgabe der Fachzeitschrift Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research (FQS) schon seit 2000 sehr prominent verpflichtet. Veröffentlichung, Begutachtung und Lektorat sind für drei Sprachen (deutsch, englisch, spanisch) möglich. 2014 wurden 3 Ausgaben mit über 60 Beiträgen herausgegeben; bisher wurden in insgesamt 47 Schwerpunktausgaben Artikel von über 1.700 Autor/innen publiziert. Die FQS-Redaktion kommt aus derzeit fünf Disziplinen und acht Ländern, Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats aus zehn Disziplinen und 15 Ländern. Mit weltweit über 17.000 registrierten Leser/innen ist FQS die international größte Zeitschrift in ihrem Feld.
Um Möglichkeiten der unmittelbaren Vernetzung für den deutschsprachigen Raum zu bieten, wird seit 1999 die Mailingliste Qualitative Sozialforschung (QSF-L) betrieben, die mit derzeit über 1.800 subskribierten Mitgliedern die wichtigste Informations- und Kommunikationsplattform im deutschsprachigen Raum ist.
Das Berliner Methodentreffen Qualitative Forschung wurde 2014 zum 10. Mal ausgerichtet. Mit Plenar- und Foyerveranstaltungen, einer Fachmesse und mit über 40 parallel angebotenen Forschungswerkstätten und Workshops an zwei Tagen ist es mit fast 500 Teilnehmenden die größte deutschsprachige Veranstaltung zu qualitativer Forschung. Anlässlich des Jubiläums wurde der Band „Qualitative Forschung: Analysen und Diskussionen – 10 Jahre Berliner Methodentreffen“ mit zurückliegenden Mittagsvorlesungen und Podiumsdiskussionen im Verlag Springer VS herausgegeben.
Mit der NetzWerkstatt Qualitativen Arbeitens wurde auch 2014 rund 20 Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern eine wichtige Ressource für den standortunabhängigen, dezentralen Austausch im Rahmen ihrer qualitativen Promotionsprojekte angeboten. Das nach dem Peer-to-peer-Prinzip angelegte fächerübergreifende Online-Arbeiten in festen Arbeitsgruppen und in einem Gruppen übergreifenden Plenum stellt (virtuelle) Unterstützungs- und Kooperationsstrukturen bereit, die behilflich sind, die methodische und methodologische Qualität der Qualifizierungsarbeiten zu erhöhen.
Tätigkeitsbereich III: Forschungs- und Evaluationsstudien
Mit der Fertigstellung des Dokumentarfilms Auf den Spuren von Martha Muchow wurde ein Gemeinschaftsprojekt der Hochschule Magdeburg-Stendal, des Instituts für Qualitative Forschung und der ww-media Hamburg abgeschlossen. Am 17.10.2014 hatte der Film Premiere im Abaton-Kino Hamburg. Die DVD erscheint 2015 im Beltz Juventa Verlag. Der Film widmet sich der zentralen Forschungsarbeit Muchows aus den 1920/30er Jahren in Hamburg-Barmbek („Der Lebensraum des Großstadtkindes“), die heute als „Klassiker der Kindheitswissenschaften“ gilt. Auf Basis von Interviews mit Expertinnen und Experten, gerahmt durch inszenierte Szenen und Archivmaterial wird darüber hinaus auch der Blick auf die Zeit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten gerichtet, die das damalige Psychologische Institut „zerschlugen“.
Gemeinsam mit dem Institut für Schulentwicklung war das IQF 2007-2011 für die Evaluation des Projekts „prima(r)forscher – Naturwissenschaftliches Lernen im Grundschulnetzwerk“ der Deutschen Telekom Stiftung (DTS) und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) zuständig. 2012 stellten beide Institute zusammen einen Antrag auf eine Follow-up-Studie, um die Nachhaltigkeit dieses Schulentwicklungsprogramms zu untersuchen, der positiv beschieden wurde. Die im September 2013 begonnene Nachuntersuchung umfasste Unterrichtsbeobachtungen und qualitative Interviews an zwölf Schulen sowie eine Fragebogenerhebung an allen 35 ehemaligen prima(r)forscher-Schulen. Diese wurden durch Interviews mit Vertreter/innen aus den Bildungsministerien ergänzt. Ende Mai 2014 wurden die Ergebnisse der Deutsche Telekom Stiftung in einem umfassenden Bericht vorgelegt.