Jahresbericht 2008

Das Institut für Qualitative Forschung dient der Förderung, Verbreitung und Weiterentwicklung qualitativer Methoden in Forschung und Lehre durch Information, Dokumentation, Ressourcenbereitstellung sowie Beratung, Weiterbildung und Vernetzung von qualitativ Forschenden. Im Berichtsjahr 2008 wurden die drei Arbeitsbereiche im Wesentlichen fortgeführt und ausgebaut.

Workshops und Methodenberatung, Forschungssupervision

Auf der Basis des seit 2005 bestehenden Kooperationsvertrags zwischen dem Center for Survey Design & Methodology (ehemals ZUMA) bei GESIS und dem Institut für Qualitative Forschung wurde auch 2008 wieder der wesentliche Teil des Workshopprogramms zu qualitativer Forschung für GESIS in Mannheim durch das Institut für Qualitative Forschung bestritten. Erstmals wurde hierbei der Workshop „Gruppendiskussion: Ansätze und Anwendungen“ angeboten neben den schon als „Klassiker“ im Programm zu bezeichnenden Workshops zu „Qualitative Interviews“ und „Grounded Theory Methodologie“, die mehrmals im Jahr abgehalten werden und zu den gefragtesten Angeboten des bundesweit einmaligen GESIS-Beratungsservices für die Sozialwissenschaften und benachbarte Disziplinen gehören. Die Workshops wurden allesamt sehr positiv evaluiert und das Institut für Qualitative Forschung wird mit dem Programm zu Qualitativen Interviews, Inhaltsanalyse, Gruppendiskussion und Grounded Theory Methodologie auch 2009 wieder in Mannheim vor Ort sein. Aufgrund der guten Zusammenarbeit haben beide Partner das Kooperationsabkommen vorzeitig um weitere fünf Jahre bis 2013 verlängert.

Workshops, Methodenberatungen und Forschungssupervisionen wurden beim Institut für Qualitative Forschung zudem von Graduiertenzentren und Forschungseinrichtungen angefragt. 2008 gehörten dazu u.a das Leibniz-Institut für Länderkunde Leipzig, das Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung Erkner und das HBS-Promotionskolleg „Arbeitnehmerinteressen und Mitbestimmung in einem Europäischen Sozialmodell“.

Vermehrt beteiligt sich das Institut für Qualitative Forschung an Ausbildungsprogrammen verschiedener deutscher Hochschulen, so u.a. im Rahmen des Promovierendenkolloquiums der Stiftung der Deutschen Wirtschaft, an der WHU – Otto Beisheim School of Management in Vallendar sowie an der Freien Universität Berlin mit einem zweisemestrigen Angebot für das DFG-Graduiertenkolleg „Pfade organisatorischer Prozesse“ am Fachbereich für Wirtschaftswissenschaft; im Frühjahr wurde das Seminar zu Qualitativen Methoden im 2007 aufgelegten MAS „Children’s Rights“ abgeschlossen. Alle Angebote wurden positiv evaluiert.

Das sichtbarste Projekt zu Methodenausbildung/-vermittlung des Instituts für Qualitative Forschung war aber auch 2008 wieder das Berliner Methodentreffen Qualitative Forschung. Es wurde zum vierten Mal ausgerichtet und nochmals ausgeweitet. Insgesamt wurden nun 34 Veranstaltungen an zwei Tagen parallel angeboten, und es konnten erstmals 450 Teilnehmende begrüßt werden. Auf der größten deutschsprachigen Veranstaltung für qualitative Sozialforschung werden in Forschungswerkstätten und Workshops verschiedene Forschungsstile und methodische Vorgehensweisen vermittelt. Das Berliner Methodentreffen wird vom Institut für Qualitative Forschung gemeinsam mit dem Fachbereich Erziehungswissenschaften und dem Center für Digitale Systeme der Freien Universität Berlin veranstaltet, externer Partner ist GESIS Mannheim, und die Hans-Böckler-Stiftung ist von Beginn an der Hauptförderer.  

Das aus dem Berliner Methodentreffen hervorgegangene Memorandum für eine fundierte Methodenausbildung wurde im Frühjahr 2008 erstmals öffentlich vorgestellt und mittlerweile von 19 Fachgesellschaften unterzeichnet, neben der Deutschen, Österreicherischen und Schweizer Gesellschaft für Soziologie (und einzelnen Sektionen) sind dies weitere soziologische Berufsverbände sowie Fachvertretungen aus der Psychologie und der Erziehungs- und Politikwissenschaft.

Ressourcen und Netzwerkbildung

Das Institut für Qualitative Forschung hat gemeinsam mit dem Center für Digitale Systeme (CeDiS) als Gemeinschaftsprojekt mit der GESIS Abteilung Informationswissenschaftliche Forschung und Entwicklung einen Open-Access-Dokumentenserver für die Sozialwissenschaften (SSOAR) konzipiert und mit fast 2.000 Dokumenten exemplarisch für den Bereich qualitative Forschung umgesetzt. Mitte 2009 soll die über zweijährige, von der DFG geförderte Aufbauphase abgeschlossen und im Regelbetrieb das Angebotsspektrum von SSOAR für weitere sozialwissenschaftliche Themen und Arbeitsfelder geöffnet werden.

Open Access – dem freien Zugang zu wissenschaftlichem Wissen – hat sich das Institut für Qualitative Forschung mit FQS schon seit 2000 sehr prominent verpflichtet. FQS gilt als eines der renommiertesten Vorzeigeprojekte mit internationaler Breitenwirkung, einem bedeutsamen wissenschaftlichen Beirat und vielen Kooperationen. 2008 erhielt FQS im Zuge eines Relaunch ein neues Publikationssystem und ein neues Design, und es wurden drei weitere Ausgaben mit fast 200 Beiträgen veröffentlicht: insgesamt wurden in FQS bis zum Jahresende 2008 deutlich mehr als 1000 Beiträge veröffentlicht.

Die von Beginn an vom Institut für Qualitative Forschung als kostenfreies Serviceangebot betriebene Mailingliste QSF-L hat 2008 die Marke von über 1.000 subskribierten Mitgliedern überschritten und ist damit eine der wichtigsten Informations- und Kommunkationsbörsen im deutschsprachigen Raum mit vielen Hundert Mailanfragen, Informationen usw.

Die NetzWerkstatt, eine vom Institut für Qualitative Forschung angebotene internetbasierte Methodenbegleitung, bot auch 2008 fast 40 Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftlern eine wichtige Ressource für den standortunabhängigen, dezentralen Austausch in eigens für sie vom Institut bei CeDiS vorgehaltenen virtuellen Arbeitsräumen. Für die NetzWerkstatt wurden im Rahmen des Postdoc-Programms der Hans-Böckler-Stiftung ab November 2008 zunächst für sechs Monate Mittel für eine neue Koordination bereitgestellt.

Evaluationsstudien

Gemeinsam mit dem Institut für Schulentwicklung der Internationalen Akademie evaluiert das Institut für Qualitative Forschung seit Dezember 2007 das von der Deutschen Telekom Stiftung und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung verantwortete Projekt prima(r)forscher. In dem bis August 2009 laufenden Projekt werden in drei Bundesländern zwölf Schulen begleitet, die eine fächer- und schulklassenübergreifende Implementierung von naturwissenschaftlichen Angeboten in den Grundschulunterricht leisten. 2008 wurde das Evaluationsdesign ausgearbeitet und die Basiserhebungen wurden durchgeführt.           

Im April  wurde die einjährige Evaluation des von dem Berliner Nexus-Institut für Kooperationsmanagement und interdisziplinäre Forschung durchgeführten und aus Mitteln der Robert Bosch Stiftung geförderten Projekts „Intergenerationaler Wissenstransfer“ begonnen.

Abgeschlossen wurde die gemeinsam vom Institut für Qualitative Forschung mit dem Fachbereich Psychologie und Erziehungswissenschaften durchgeführte partizipative Evaluation des institutseigenen Angebots NetzWerkstatt. Die Evaluationsmittel wurden vom Center für Digitale Systeme an der Freien Universität bereitgestellt.

Kooperationen und Wissenschaftlicher Beirat

2008 wurde neben den bestehenden Absprachen und Kooperationsverträgen ein weiterer Kooperationspartner gewonnen. Mit Qual.rat – qualitative research consulting and training center an der Wirtschaftsuniversität Wien wurde eine engere Zusammenarbeit verabredet insbesondere mit Blick auf Methodenausbildung und gemeinsamen Weiterbildungsveranstaltungen. Insgesamt unterhält damit das Institut für Qualitative Forschung derzeit mit acht Einrichtungen kooperative Beziehungen.