Jahresbericht 2007

Das Institut für Qualitative Forschung dient der Förderung, Verbreitung und Weiterentwicklung qualitativer Methoden in Forschung und Lehre durch Information, Dokumentation, Ressourcenbereitstellung sowie Beratung, Weiterbildung und Vernetzung von qualitativ Forschenden. Entsprechend dieser Zielstellung wurden in 2007 drei Arbeitsbereiche im Wesentlichen fortgeführt und ausgebaut.

Workshops und Methodenberatung, Forschungssupervision

Auf der Basis des bestehenden Kooperationsvertrags zwischen GESIS-ZUMA Mannheim und dem Institut für Qualitative Forschung wurde auch 2007 wieder der wesentliche Teil des Workshopprogramms zu qualitativer Forschung des Centers for Surey Research und Methodology in Mannheim durch das Institut für Qualitative Forschung bestritten. Die Workshops zu „Qualitative Interviews“ und „Grounded Theory Methodologie“ gehören zu den nachgefragtesten Angeboten des bundesweit einmaligen Beratungsservices für die Sozialwissenschaften und benachbarte Disziplinen. Die Workshops wurden allesamt sehr positiv evaluiert und das Institut für Qualitative Forschung wird mit erweitertem Programm auch wieder 2008 in Mannheim vor Ort sein. 

Workshops, Methodenberatungen und Forschungssupervisionen wurden zudem beim Institut für Qualitative Forschung verstärkt von Graduiertenkollegs und Forschungseinrichtungen angefragt. 2007 gehörten dazu u.a die Giessen Graduate School for Humanities, Joanneum Research Wien, die Religionswissenschaftliche Fakultät der Universität Lausanne sowie das Graduiertenkolleg „Gender: Scripts and Prescripts“ der Universität Bern und das HBS-Promotionskolleg „Arbeitnehmerinteressen und Mitbestimmung in einem Europäischen Sozialmodell“, an dem verschiedene deutsche Hochschulen beteiligt sind.

Zudem hat sich das Institut für Qualitative Forschung an mehreren Ausbildungsgängen mit Modulen und Seminaren zu qualitativer Forschung beteiligt, so für die erstmals angebotenen Studiengänge „Teacher’s Education“ der PHR Pädagogische Hochschule Rorschach/Zentralschweiz und „Children’s Right“ der Freien Universität Berlin sowie für das Institut für Politikwissenschaften der Universität Braunschweig. Alle Angebote wurden sehr positiv evaluiert, und es wurde von allen Studienleitungen bei dem Institut für Qualitative Forschung um die Fortsetzung der Beteilung für 2008 gebeten.

Das sichtbarste Projekt zu Methodenausbildung/-vermittlung des Instituts für Qualitative Forschung bleibt aber das Berliner Methodentreffen Qualitative Forschung. Es wurde 2007 zum dritten Mal ausgerichtet und hat sich als das größte Jahrestreffen im deutschsprachigen Raum zu qualitativer Forschung mit über 400 Teilnehmenden fest etabliert. Bei dem Berliner Methodentreffen finden sich alljährlich viele der im deutschsprachigen Raum führenden qualitativ Forschenden ein und vermitteln in Forschungswerkstätten und Workshops verschiedene Forschungsstile und methodische Vorgehensweisen. Das Berliner Methodentreffen wird vom Institut für Qualitative Forschung gemeinsam mit dem Fachbereich Erziehungswissenschaften und dem Center für Digitale Systeme veranstaltet, externer Partner ist GESIS-ZUMA Mannheim, und die Hans-Böckler-Stiftung ist von Beginn an der Hauptförderer.

Dass das Berliner Methodentreffen allerdings mehr ist als nur eine Veranstaltung, zeigt sich daran, dass alle über 40 beteiligten Forscherinnen und Forscher ein Memorandum für eine fundierte Methodenausbildung mitverfassen halfen und es aktiv verbreiten. Bis zur Ausrichtung des nächsten Methodentreffens im Sommer 2008 werben die Organisatoren für die offizielle Unterstützung des Memorandums durch verschiedene Fachgesellschaften. 

Ressourcen und Netzwerkbildung

Dem Institut für Qualitative Forschung ist es gemeinsam mit dem Center für Digitale Systeme (CeDiS) gelungen, als Gemeinschaftsprojekt mit dem GESIS-Informationszentrum Bonn den Auftrag von der DFG zu erhalten, beginnend ab Januar 2007 einen Open-Access-Dokumentenserver für die Sozialwissenschaften (Social Sciene Open Access Repository, SSOAR) zu entwickeln. In der zweijährigen Aufbauphase wird exemplarisch vorrangig der Bereich qualitative Forschung bearbeitet, um dann im Regelbetrieb das Angebotsspektrum für weitere sozialwissenschaftliche Themen und Arbeitsfelder zu öffnen.

Mit SSOAR betritt das Institut für Qualitative Forschung nun den sog. „grünen Weg“ des Open Access“, also das nachträgliche Verfügbarmachen von in Zeitschriften/Sammelbänden bereits veröffentlichten Dokumenten, damit diese breit und vor allem kostenfrei verfügbar sind. Den „goldenen Weg“ des Open Access hat das Institut für Qualitative Forschung mit dem Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research (FQS) schon seit 2000 sehr prominent begangen. In der internationalen Open-Access-Zeitschrift ist in 2007 der 1000ste begutachtete Artikel veröffentlicht worden. FQS ist die renommierteste Internet-Zeitschrift für qualitative Forschung mit einer enormen Reichweite, einem beachtlichem wissenschaftlichen Beirat und vielen Kooperationen.

Die vom Institut für Qualitative Forschung betriebene Mailingliste QSF-L als kostenfreies Serviceangebot ist mit fast 900 subskribierten Mitgliedern die größte Informationsbörse und Diskussionsliste im deutschsprachigen Raum.

Evaluationsstudien

Mit dem Institut für Schulentwicklung der Internationalen Akademie hat sich das Institut für Qualitative Forschung erfolgreich um die Evaluation für das Projekt prima(r)forscher bei der Deutschen-Telekom-Stiftung beworben. In dem Ende 2007 gestarteten Projekt werden in drei Bundesländern zunächst zwölf Schulen begleitet, die eine fächer- und schulklassenübergreifende Implementierung von naturwissenschaftlichen Angeboten in den Grundschulunterricht leisten.

Für die vom Institut für Qualitative Forschung vorgehaltene NetzWerkstatt, eine internetbasierte Methodenbegleitung für derzeit mehr als 40 Promovierende konnten in Kooperation mit dem Fachbereich Erziehungswissenschaft und Psychologie beim Center für Digitale Systeme für die Weiterentwicklung und Verbesserung der netzbasierten Forschungsunterstützung Evaluationsmittel eingeworben werden.

Bei der Robert-Bosch-Stiftung wurde vom Berliner Nexus-Institut für Kooperationsmanagement und interdisziplinäre Forschung ein Forschungsantrag zum „Intergenerationalen Wissenstransfer“ eingereicht und bewilligt. Mit der im Forschungsantrag vorgesehenen externen Evaluation soll – auch aufgrund der konzeptuellen Beteiligung an der Skizzierung des Forschungsthemas – das Institut für Qualitative Forschung beauftragt werden.

Kooperationen und Wissenschaftlicher Beirat

2007 wurde mit dem Archiv für Lebenslaufforschung (ALLF) eine engere Zusammenarbeit für Fragen des Aufbaus nachhaltiger Ressourcen für die qualitative Forschung (Archivierung von Primärdaten und Ausbau eines Dokumentenservers) verabredet. ALLF ist nach dem International Institute for Qualitative Methodology, den GESIS-Einrichtungen ZUMA, ZHSF, IZ sowie der Akademie für Arbeit und Politik in Bremen nun der sechste institutionelle Kooperationspartner des Instituts für Qualitative Forschung. Die Kooperationsabsprachen mit dem Zentrum für Qualitative Psychologie und mit GAP e.V. wurden dagegen gelöst.

Kontakt

Dr. Günter Mey
Wissenschaftliche Geschäftsführung

Institut für Qualitative Forschung
in der Internationalen Akademie
Freie Universität Berlin
Habelschwerdter Allee 45, PF 4
D-14195 Berlin

E-Mail: mey@qualitative-forschung.de
Tel.: +49 / (0)30 / 838 – 55 725
Fax: +49 / (0)30 / 838 – 52 843